Maschenmord - eine Buchbesprechung

Krimi lesen statt stricken

Feste Maschen oder lockere Lektüre?
Die Autorin aus dem Blauen Land verstrickt Personen in ihren Krimis
Für den Maschenmord leg' ich das Strickzeug weg

Maschenmord - im Krimi verstrickt

Stricken und Lesen sind meine beiden liebsten Hobbies. Und weil das so ist, fiel mir das Buch „Maschenmord“ von Leonie Kramer gleich auf, als es auf Instagram beworben wurde. Ich machte also einen Screenshot, um mir die Lektüre zu besorgen ... aber, wie seit Jahren war das Stricken stärker und ich fand keine Zeit, mir das Buch zu besorgen, geschweige denn, überhaupt ein Buch zu lesen.

Wochen später spielte mir der Zufall den Krimi um Wolle und Handarbeit doch noch in die Hände. Die Autorin, Leonie Kramer, lobte meine Idee, das Stricken mit einem Buch über das Reisen zu verweben „Stricken & reisen“. Wir begannen, uns auf Instagram gegenseitig „zu folgen“, wie es so schön heißt.

Kurz vor meiner Reise nach Bella Italia trudelten dann die beiden Krimis von Leonie Kramer bei mir ein. Super. Jetzt hatte ich nicht nur mein Strickzeug (diesmal einen Kinderpullover mit Herzerl-Design) mit im Gepäck, sondern auch noch zwei spannende Bücher: „Maschenmord“, den ersten Krimi der Autorin, und „Woll-Wut“, das zweite Werk, in dem der Madlfinger Handarbeitsclub dem neuen Kommissar bei den Ermittlungen hilft.

Das Januarwetter in Bella Italia (Nähe Comersee) spielte ebenfalls mit und so konnte ich das 462 Seiten starke Erstlingswerk von Leonie Kramer draußen - 16 Grad an der Hauswand - lesen. Und darum geht es in „Maschenmord“:

Die Aushilfsverkäuferin des Madlfinger Wolleladens „Wolllust“, Nicole, wurde tot aufgefunden. Erdrosselt mit einem selbstgestrickten Schal. Ein gefundenes „Fressen“ für die Damen des örtlichen Handarbeitsclubs. Sie machen sich sofort dran und stellen eigene Ermittlungen an.

Auch die Inhaberin der „Wolllust“, was mitnichten ein dörfliches Bordell ist, recherchiert und schickt ihre Ergebnisse an den Kommissar, den immer stylisch gekleideten Tim Wallenstein, der von Köln ins bayerische Voralpenland – genaugenommen ins Blaue Land am Murnauer Staffelsee - versetzt worden war.

Und schon entspinnt sich ein Geflecht aus Rechercheergebnissen der örtlichen Handarbeitsgruppe, eigenen Verdächtigungen durch die Wolllust-Inhaberin Ariadne, die außer bayerischen, auch isländische Wurzeln hat und tatsächlichen Ergebnissen des Kommissars, der sich erst an die bayerischen Kollegen und Gepflogenheiten gewöhnen muss.

Als ein zweiter Mord passiert, wird es brenzlig. Es könnten weitere Morde folgen. Alle – die eifrigen Handarbeitsdamen, die Wolllust-Inhaberin und der Kommissar sind mit ihren Vermutungen auf dem Holzweg ... beziehungsweise haben in ihren Ermittlungen den sprichwörtlichen Faden verloren.

Mehr will ich nicht verraten. Das Buch bleibt spannend bis zur letzten Seite. Es ist ähnlich wie mit einem Strickzeug, bei dem man sich nicht ganz sicher ist, ob es gelingt. Erst die letzten Maschen werden zeigen, ob die Arbeit von Erfolg gekrönt ist. Und so geht es auch Kommissar Wallenstein, der da so eine Ahnung hat ...

Der Krimi liest sich flüssig. Ich kann mich gut in die örtlichen Gegebenheiten - den fiktiven Ort Madlfing im Blauen Land - reinversetzen, da auch ich – wie die Autorin, die in der Nähe des Staffelsees aufgewachsen ist, Beziehungen zum sogenannten "Blauen Land" mit Murnau und Staffelsee habe. Im im Buch erwähnten Murnauer Griesbräu habe ich auch schon manches Bierchen getrunken. Mein Sohn Constantin (www.restaurant-lindenallee.de) hat in Murnau seine Kochlehre absolviert.

Zwischen dem Lesen in der ersten italienischen Frühjahrssonne arbeite ich an meinem neuesten Strickwerk und lasse nicht nur die Stricknadeln, sondern auch die Gedanken kreisen. Der „Maschenmord“ ist nicht blutrünstig und benutzt auch keine Stricknadeln als mögliche Mordinstrumente. Und bleibt spannend bis zur letzten Seite. Denn die Auflösung entfaltet sich erst auf den letzten 60 Seiten des Buches.

Und auch das bleibt spannend: Werden Ariadne von der Wolllust und der Kommissar nach erfolgter Auflösung des mörderischen Rätsels zusammen finden? Das bleibt noch ein Geheimnis.

Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, werde ich mein Strickzeug erneut weglegen und das zweite Buch lesen - „Woll-Wut“. Mehr dazu demnächst.

PS. Auf den allerletzten Seiten des Krimis findet sich eine Anleitung zum Stricken eines Lace-Schals ... genaugenommen des Mordwerkzeugs, mit dem das erste Opfer erdrosselt wurde. Eigentlich eine gute Idee für Leserinnen, die gern stricken. Natürlich: nicht ein Mordwerkzeug zu stricken, sondern den hübschen Schal! Aber ganz ehrlich: selbst als geübte Strickerin würde ich mich nie an eine solche Strickschrift wagen, die man gewiss nur mit einer Lupe entziffern kann.

Der Handarbeitsclub ermittelt: Maschenmord

Leonie Kramer, "Maschenmord", Blanvalet Verlag, ISBN 978-3-7341-1156-3, 12,00 Euro (D), 12,40 Euro (A)

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